Forderung nach besseren Rahmenbedingungen für Klimaanpassung
26.04.2019 Die vergangenen Jahre waren klimatisch eine Achterbahnfahrt: Auf viele Starkregenereignisse in den Vorjahren folgte 2018 ein extremes Trockenjahr. Laut des Deutschen Wetterdienstes (DWD) fielen im vergangenen Jahr in Deutschland nur rund 60 Prozent der sonst hier üblichen Niederschläge. Vor allem die Monate April bis November waren außergewöhnlich trocken. Die Klimaforschung prognostiziert eine Zunahme dieser Ereignisse. Der IPCC Sonderbericht 2018 (IPCC Special Report 2018: Global Warming of 1.5 °C) rechnet mit einem Temperaturanstieg von 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau bei gleichbleibender Geschwindigkeit zwischen 2030 und 2050. Regionale klimatische Veränderungen werden somit wahrscheinlicher, darunter Hitzeextreme in vielen Regionen sowie die Zunahme der Häufigkeit, Intensität und/oder Menge an Starkniederschlag.
Die kommunale Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung konnte die Wetterextreme der letzten Jahre kompensieren, ohne dass es zu langfristigen Ver- und Entsorgungsausfällen gekommen ist. Eine Verstetigung von Klimaextremen wie Hitze, Dürre und Stark - regen würde sich allerdings dauerhaft auf sämtliche Handlungsbereiche der kommunalen Wasserwirtschaft auswirken, vom Dargebot über die Gewinnung und Verteilung bis zur Entwässerung.
Trinkwasserversorger und Abwasserentsorger beschäftigen sich daher bereits heute mit entsprechenden Anpassungsszenarien. Die Möglichkeiten der Unternehmen und Betriebe stoßen allerdings an Grenzen: So ist die Trinkwasserversorgung auch in Hitze- bzw. Dürrephasen an ihre genehmigten Wasserrechte gebunden. Zusätzlich greifen andere Nutzer wie die Landwirtschaft verstärkt auf die Wasserressourcen zu. Bei vermehrten Starkregen kann es zudem zu einer Immission von problematischen Stoffen in die Grundwasserleiter kommen, da die Filterfunktion der Bodenpassage nicht mehr ausreichend wirksam ist. In verdichteten Räumen wiederum ist die Frage, wie extreme Niederschläge schadlos abgeleitet werden können. Die kommunalen Entwässerungsbetriebe nutzen bereits heute ihre Spielräume, wie zum Beispiel intelligente Steuerungssysteme in den Kanälen und Schaffung von Stauräumen. Bei extremen Regenereignissen kommen die Abwassersysteme allerdings an ihre Kapazitätsgrenzen.
Die Herausforderung des Klimawandels für die kommunale Wasserwirtschaft greift der VKU auf und erarbeitet derzeit ein Positionspapier, das zentrale Forderungen für eine klimaangepasste Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung und Stärkung der Resilienzen thematisiert. Der VKU wirbt hierbei für einen integralen Ansatz. Die Anpassung an Extremereignisse wie Starkregen und Hitze erfordert die Zusammenarbeit aller Akteure und insbesondere eine Verzahnung unterirdischer Maßnahmen mit oberirdischen Maßnahmen und die Schließung von Wasserkreisläufen. Die Sicherung der Trinkwasserversorgung und der Abwasserentsorgung muss dabei an oberster Stelle stehen. Zu den wichtigen Strategien für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt gehört die sogenannte Schwammstadt. Gemeint ist die Schaffung von Versickerungs- und Rückhalteflächen wie zum Beispiel Gründächer und -fassaden, neue Grün- sowie multifunktionale Flächen. Sie dienen der Regenrückhaltung, entlasten die Kanalisation und stabilisieren langfristig die Wasserhaushalte in den Städten.
- VKU -