Bayerische Energieversorger erzeugen immer weniger Strom
25 Prozent weniger Elektrizität in 2014 aus Gaskraftwerken in Bayern
27.04.2015 Die für die öffentliche Stromversorgung zuständigen Energieversorgungsunternehmen in Bayern haben 2014 gegenüber dem Jahr 2010 rund 18 Prozent weniger Strom erzeugt. Der Rückgang 2014 ist - wie bereits im Jahr zuvor - insbesondere bei der Stromerzeugung aus Erdgas dramatisch und zeigt auf, mit welchen großen wirtschaftlichen Problemen diese Anlagen weiterhin zu kämpfen haben. »Wir brauchen diese Anlagen aber, denn sie garantieren unsere Versorgung immer dann, wenn der Strom aus Sonne und Wind nicht zur Verfügung steht«, sagte Wolfgang Brandl, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. - VBEW.
Im Jahr 2010 haben die Kraftwerke der allgemeinen Versorgung noch rund 73.000 Millionen kWh erzeugt. Im Jahr 2014 waren es nach der Erhebung des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung noch rund 60.200 Millionen kWh. Maßgeblich dafür sind das Abschalten des Kernkraftwerkes Isar1 im Jahr 2011 und der Rückgang der Stromerzeugung aus Erdgas insbesondere in den Jahren ab 2012. Allein Erdgas trug im letzten Jahr mit rund 1.500 Millionen kWh (minus 25 Prozent) weniger zur Stromerzeugung bei. Bei der Stromerzeugung der weiteren Energieträger ist die Wasserkraft besonders beachtenswert. Im Vergleich zum sehr guten Wasserkraftjahr 2013 erzeugten die bayerischen Wasserkraftwerke 2014 aufgrund der deutlich geringeren Niederschläge und der nahezu ausgefallenen Schneeschmelze rund 2.000 Millionen kWh (minus 17 Prozent) weniger Strom.
Zum Stromverbrauch liegen noch keine amtlichen statistischen Zahlen vor. Er dürfte in Bayern im letzten Jahr hingegen nur geringfügig zurückgegangen sein. Die »fehlenden« Strommengen werden beispielsweise von Landwirten und Bürgern mit Biogas- und Photovoltaikanlagen in das Stromnetz eingespeist oder aus anderen Ländern über Stromleitungen importiert. Es wird aber auch immer mehr Strom beispielsweise von der Industrie und privaten Haushalten selbst erzeugt und gleich vor Ort verbraucht, da dieser - im Unterschied zum Strombezug aus dem Netz - derzeit regelmäßig frei von Steuern, Abgaben, Umlagen und Netzentgelten ist.
Die Struktur der bayerischen Stromerzeugung verändert sich fundamental
Ende Mai 2015 geht als nächstes das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld vom Netz. Damit fehlen der öffentlichen Stromversorgung jährlich weitere bis zu 10.000 Millionen kWh Strom. Spätestens bis 2022 gehen mit den Kernkraftwerken Gundremmingen (2 Blöcke) und Isar 2 weitere rund 30.000 Millionen kWh vom Netz. Damit haben die bayerischen Elektrizitätserzeuger in 10 Jahren dann rund zwei Drittel ihrer angestammten Stromproduktion verloren. »Es wird große Anstrengungen erfordern, diese Lücke unter Aufrechterhaltung von Versorgungssicherheit, Preiswürdigkeit und Umweltfreundlichkeit schließen zu können. Wer dabei nur auf heimische Sonne, Wind und Biomasse setzt, gibt sich einer Illusion hin«, sagte Wolfgang Brandl.
Die Sicherstellung der Stromversorgung zu jeder Zeit eines hochentwickelten Landes mit einer leistungsfähigen Industrie- und Dienstleistungsstruktur wie in Bayern ist vor allem eine komplexe technische Aufgabe. Zunehmend bestimmt aber die Bürokratie das Tagesgeschäft der bayerischen Energieversorger. Allein für die bürokratische Abwicklung der Förderung der fast 500.000 Anlagen, die nach dem Erneuer bare-Energien- Gesetz (EEG) gefördert werden, beschäftigen die zuständigen Stromnetzbetreiber rund 1.000 hochqualifizierte Mitarbeiter/innen.
»Lag die Verantwortung für eine sichere Stromversorgung früher auf wenigen Schultern, so erzeugen jetzt in Bayern auch mehrere 100.000 Bürger ebenfalls Strom und verbrauchen diesen selbst. Aber allen sollte klar sein, dass sie damit auch eine Verantwortung für das Gesamtsystem übernehmen und es nicht ausschließlich um die Optimierung der privaten Stromrechnung zu Lasten Dritter gehen kann. Denn wenn immer weniger Stromkunden immer mehr Belastungen zahlen, ist dies eine besorgniserregende Entwicklung«, sagte Wolfgang Brandl.
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