Strom- und Gasverbrauch um vier Prozent gestiegen
Höhere Energienachfrage durch Konjunkturbelebung und kalten Winter/51 Kraftwerke sind bis 2019 vorgesehen – 14 sind Regenerativanlagen
Der Verbrauch von Strom und Erdgas ist im Jahr 2010 nach vorläufigen Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) insgesamt um vier Prozent gestiegen. Der Gasverbrauch stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent auf 942 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) und übertraf damit sogar leicht das Vorkrisenniveau. Der Stromverbrauch stieg 2010 zwar um 3,8 Prozent auf 530 Mrd. kWh, hat aber das Niveau von 2008 noch nicht wieder erreicht. »Infolge der Konjunkturbelebung ist der Energiebedarf der Industrie gestiegen. Zusätzlich hat der kalte Winter die Energienachfrage angekurbelt, da das Jahr 2010 das kälteste Jahr seit 1996 war«, erklärte Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, zu Beginn der Hannover Messe 2011.
Die Industrie bleibt nach BDEW-Angaben der größte Verbraucher von Erdgas und Strom. Ihr Anteil am Netto-Stromverbrauch lag 2010 bei 46 Prozent. In absoluten Zahlen stieg der Stromverbrauch der Industrie im vergangenen Jahr um 6,9 Prozent auf 243 Mrd. kWh (2009: 227 Mrd. kWh). 37 Prozent des gesamten Erdgases wurde 2010 an die Industrie geliefert. Der Erdgasabsatz an die Industrie nahm um 4,5 Prozent auf 345 Mrd. kWh (2009: 330 Mrd. kWh) zu.
Trotz nach wie vor unklarer politischer Rahmenbedingungen will die deutsche Energiewirtschaft weiter in die Erneuerung des Kraftwerksparks investieren. »Es ist jedoch aufgrund der monatelangen Diskussionen in der Energiepolitik verständlich, dass die Unternehmen bei Investitionsentscheidungen mindestens unsicher und zum Teil auch skeptisch geworden sind«, sagte Hildegard Müller.
Konkret sehen die Investitionspläne der Energieunternehmen derzeit den Bau und die Modernisierung von 51 großen Stromerzeugungsanlagen bis zum Jahr 2019 vor. Die geplanten Projekte entsprechen einer Leistung von 30.250Megawatt. 14 dieser Vorhaben sind große Regenerativanlagen. Das hat eine aktuelle Bestandsaufnahme des BDEW ergeben, die Großprojekte mit einer Leistung von jeweils mindestens 20 Megawatt berücksichtigt.
Derzeit sind bereits 18 große Erzeugungsanlagen im Bau. Für 13 weitere Projekte liegen die notwendigen Genehmigungen vor; darunter sind allein zehn große Windenergieanlagen, die vor den deutschen Küsten entstehen. Bei den drei übrigen bereits genehmigten Projekten handelt es sich um neue Erdgaskraftwerke. Zahlreiche Bauvorhaben werden inzwischen von Stadtwerken oder von Stadtwerke-Kooperationen durchgeführt, so der BDEW.
Zu den 51 konkreten Kraftwerksbauten kommen 15 weitere hinzu, deren Termin für die Inbetriebnahme noch offen ist. Das Investitionsvolumen für alle 66 großen Kraftwerksprojekte schätzt der BDEW auf rund 50 Milliarden Euro.