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E.ON und RWE – weitreichender Tausch von Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen

16.03.2018 Die E.ON SE und die RWE AG haben am 12.03.2018 eine Vereinbarung über den Erwerb der von RWE gehaltenen 76,8%-Beteiligung an der innogy SE im Rahmen eines weitreichenden Tauschs von Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen abgeschlossen. Der Aufsichtsrat der E.ON SE hat der Transaktion am 11.03. zugestimmt. Am 12.03.2018 erfolgte die Zustimmung des Aufsichtsrats der RWE AG.

Die Einigung sieht vor, dass RWE zunächst im Tausch gegen die 76,8%-Beteiligung an innogy eine Beteiligung an der E.ON SE in Höhe von durchgerechnet 16,67% erhalten soll. Die Aktien sollen von E.ON im Rahmen einer 20%-Sachkapitalerhöhung aus bestehendem genehmigten Kapital ausgegeben werden. Nach dem E.ON die Kontrolle über innogy erlangt hätte, soll RWE auch den weitgehenden Teil von E.ONs Erneuerbaren Energien-Geschäft erhalten und die darin seit dem 01.01.2018 erwirtschafteten Erfolge. Gleiches soll für das gesamte innogy Erneuerbaren Energien-Geschäft sowie innogy’s Gasspeichergeschäft und den Anteil am österreichischen Energieversorger Kelag gelten. Zudem ist vorgesehen, dass RWE von E.ON die von der E.ON-Tochter PreussenElektra gehaltenen Minderheitsbeteiligungen an den von RWE betriebenen Kernkraftwerken Emsland und Gundremmingen erhalten. Die Transaktion sieht schließlich eine Barzahlung von RWE an E.ON in Höhe von EUR 1,5 Milliarden vor. Für den Vollzug der Transaktion müssen noch weitere Bedingungen erfüllt werden. Insbesondere sind Freigaben der Kartell- und Aufsichtsbehörden erforderlich.

E.ON wird den derzeitigen Minderheitsaktionären von innogy im Rahmen eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots den Kauf ihrer Aktien in bar anbieten. Die Angebotsperiode des freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots soll nach Genehmigung der Angebotsunterlage durch die BaFin Anfang Mai 2018 beginnen.

Zu den drei Geschäftsfeldern von innogy zählen insbesondere Erneuerbare Energien, Netz und Infrastruktur sowie Vertrieb. Das Verteilnetz erstreckt sich in den fünf Ländern Deutschland, Polen Tschechien, Slowakei und Ungarn. Das Unternehmen versorgt nach eigenen Angaben derzeit rund 16 Millionen Stromkunden und 7 Millionen Gaskunden in elf europäischen Märkten mit Strom und Gas und ist ein wichtiger Betreiber von Windparks. Die wichtigsten Märkte sind Deutschland, Großbritannien, die Niederlande und Belgien.

Ziel von E.ON ist es zu einem hochgradig fokussierten Betreiber europäischer Energienetze und Anbieter moderner Kundenlösungen, etwa bei der zunehmenden Vernetzung von Produktion und Angeboten in lokalen Netzstrukturen, zu werden.

Das Ziel von RWE hingegen ist, zu einem breit aufgestellten Stromerzeuger zu werden, der sein konventionelles Erzeugungsgeschäft mit einem großen Portfolio aus erneuerbaren Energien ergänzt und über seine bestehende Handelsplattform vernetzt. Die Übertragung des erneuerbaren Energiegeschäfts von E.ON und innogy auf RWE könnte bis Ende 2019 abgeschlossen sein.

Gewerkschaften begrüßen Transaktion

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) begrüßen den Vertragsabschluss zwischen E.ON und RWE. Auf diese Weise könnten beide ihre Geschäftsfelder gut ergänzen und sinnvoll neu ordnen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Der Tausch verbessere die Möglichkeiten von RWE, in erneuerbare Energie zu investieren und auf der konventionellen Seite zur Versorgungssicherheit in Deutschland beizutragen. Durch die Transaktion werde RWE zur Nummer Drei für erneuerbare Energien im Europäischen Markt, zur Nummer Zwei im Bereich Wind-Offshore und zur Nummer Fünf bei Wind-Onshore. E.ON verschaffe die Einigung im Netz- und Vertriebsgeschäft deutliche Skalenvorteile für künftige Investitionen. Das Unternehmen sei damit einer der führenden Anbieter im Netz- und Vertriebsbereich.

- ba -

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