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Dunkelflaute

10.12.2024 Als Dunkelflaute werden Zeitabschnitte bezeichnet, in denen Windenergie- und Photovoltaikanlagen in einer Region wegen Flaute oder Schwachwind und zugleich auftretender Dunkelheit über längere Zeiträume nur sehr geringe Mengen elektrischer Energie produzieren. Im November/Dezember 2024 erreichten die Strompreise auf den Kurzfristmärkten wegen schwacher Wind- und Solarstrommengen innerhalb weniger Wochen mehrfach Spitzenwerte. Die Börse Epex Spot meldete einen Tageswert von 267 €/MWh Grundlast. In der Spitze ging es auf bis zu 445 €/MWh hoch. Die erste ausgedehnte Dunkelflaute dieses Jahres im November hatte die Strompreise noch auf mehr als 800 €/MWh in der Spitze hochschnellen lassen. Ein Nebeneffekt dabei: Die Förderkosten für Erneuerbare Anlagen sanken spürbar, wie aus dem neuen Monatsbericht der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber hervorgeht. Knapp 800 Mio. € lagen zum Monatsende auf dem sogenannten EEG-Konto, über das Einnahmen und Ausgaben im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) miteinander verrechnet werden. Das waren rund 400 Mio. € mehr als im Vormonat.

Allein in der ersten vollen Novemberwoche wurden laut Fraunhofer-Plattform Energy-Charts netto 1,4 Terawattstunden (TWh) Strom nach Deutschland importiert – ein neuer Rekordwert in diesem Jahr. Auch über den gesamten November hinweg blieb Deutschland Netto-Stromimporteur – eine Premiere! Und das, obwohl heimische steuerbare Kraftwerke Rekordmengen produzierten. So steuerten z.B. die beiden Trianel-Gaskraftwerksblöcke in Hamm/NRW doppelt so viel Strom bei wie im vorherigen Spitzenmonat in diesem Jahr.

Rekordtief dagegen bei den erneuerbaren Anlagen: Insgesamt produzierten Solar- und Windkraftanlagen im November nur 14 TWh Strom, die Solarstromproduktion brach massiv ein – auf 1,6 TWh. Das entlastete allerdings andererseits auch das Solarkonto. Die reinen Förderkosten sanken im November auf gerade einmal 1,2 Mrd. €, nachdem sie im Juni noch einen Höchstwert von 2,3 Mrd. € erreicht hatten. Experten gehen davon aus, dass Dunkelflauten dem deutschen Strommarkt künftig noch stärker zusetzen werden, wenn planmäßig weitere Kohlekraftwerke aus dem Markt gehen werden.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) forderte daher dringend, den Zubau steuerbarer Kraftwerkskapazitäten auf die politische Agenda der neuen Regierung zu setzen. Nachdem die Pläne für ein neues Kraftwerksgesetz in dieser Legislaturperiode wegen mangelnder parlamentarischer Mehrheiten endgültig aufgegeben werden mussten, bleibe der Zubau steuerbarer Kraftwerkskapazitäten hochgradig zeitkritisch. Dies müsse auf die 100-Tage-Agenda einer neuen Regierung. Nur so könne die Versorgungs- und Systemsicherheit langfristig gewährleistet und gleichzeitig der Kohleausstieg umgesetzt werden. Diese zusätzlichen steuerbaren Kraftwerke seien unverzichtbar, um die Schwankungen von Wind- und Sonnenenergie auszugleichen und die Stabilität des Stromnetzes sicherzustellen.

– MS –

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