Online-Forum für Betriebswirtschaft, Wirtschaftsrecht und Steuerrecht der Versorgungs- und kommunalen Unternehmen

Coronavirus senkt Stromverbrauch

22.03.2020 Die Corona-Krise macht vielen Unternehmen schwer zu schaffen, die Arbeitsabläufe haben sich z.T. stark verändert, eine Reihe von Betrieben mussten geschlossen werden. Allerdings wird auch weniger Energie verbraucht. Das wirkt sich wiederum an der Strombörse aus: dort sinken die Preise drastisch. Das teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW mit. Bei den Endverbrauchern komme der Preisverfall allerdings (noch) nicht an.

Werksschließungen und Produktionseinschränkungen in der Industrie wegen der Coronavirus-Krise werden nach Einschätzung der Energiebranche auch zu einem spürbaren Rückgang des Stromverbrauchs in Deutschland führen. Die Großhandelspreise für Strom an der Strombörse seien für Lieferungen im April innerhalb einer Woche um fast 30 Prozent gesunken.

Der meiste in Deutschland verbrauchte Strom wird allerdings über längerfristige Verträge und damit zu festgeschriebenen Preisen verkauft. »Der Preisverfall am Spotmarkt hat zunächst keinen großen Einfluss auf den Strompreis für den Endverbraucher«, verlautete das Strompreis-Vergleichsportal Verivox. »Im Gegenteil: Die Strompreise haben in Deutschland im März mit 30,14 Cent pro Kilowattstunde ein neues Rekordhoch erreicht.« Es gebe allerdings Anbieter, deren Tarife seit Anfang des Jahres um durchschnittlich drei Prozent gesunken seien. Jetzt könnte es sich daher für Versorgungsunternehmen lohnen, kurzfristig einzukaufen, und ggf. das gesunkene Preisniveau auch an Verbraucher weiterzugeben, weil das mehr Spielraum für sinkende Preise im Großhandel gibt.

In der vergangenen Woche war der Stromverbrauch in Deutschland noch weitgehend stabil geblieben. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur war der Nettostromverbrauch ähnlich hoch wie in der gleichen Woche vor einem Jahr. Das werde sich aber ändern, wenn etwa die von der Autoindustrie angekündigten Produktionseinstellungen umgesetzt seien, heißt es auf Seiten des BDEW. Der Stromverbrauch dürfte vor allem dann sinken, wenn auch die energieintensiven Grundstoffindustrien - wie Stahl, Chemie und Zement - weniger produzieren. Gegenläufige Effekte im Energieverbrauch dürften nach Meinung des Verbandes eher begrenzt sein. Der starke Anstieg von Videokonferenzen oder Homeoffice-Tätigkeiten verursacht zwar zusätzlichen Stromverbrauch, das wird aber durch Wegfall von Stromverbrauch an anderer Stelle, etwa im normalen Bürobetrieb, kompensiert. Zurzeit steigt der Verbrauch in Rechenzentren und Internet-Knotenpunkten wiederum deutlich an.

Probleme durch einen stark sinkenden Stromverbrauch erwarten die Netzbetreiber nicht. Anpassungen an mehr oder weniger kurzfristige Nachfrageveränderungen sind Bestandteil der täglichen Arbeit. Die Netzbetreiber haben in den vergangenen Monaten gezeigt, dass sie mit starken Erzeugungs- und Verbrauchsschwankungen oder -verschiebungen umgehen können.

- MS -

Autoren:

Fachartikel:

Erweiterte Suche