Russland drängt in deutschen Gasmarkt

18.7.2011 Russland will seine Rolle als Deutschlands wichtigster Energielieferant offenbar stärker ausbauen als bislang bekannt. Für Russlands Energiekonzerne ist die aktuelle Lage der deutschen Energieerzeuger ein willkommener Anlass, auf den deutschen Markt vorzudringen. Aufgrund des Atomausstiegs rechnen die Stromkonzerne hierzulande mit schrumpfenden Gewinnen und sinkenden Aktienkursen. Zudem drohen Herabstufungen durch Ratingagenturen. Deutschlands größter Stromkonzern RWE etwa hat mehr als 27 Mrd. Euro Schulden.

Anfang Juli sorgte eine Absichtserklärung über eine strategische Partnerschaft des Essener RWE-Konzerns mit Gazprom für Aufsehen. Gemeinsam wollen sie künftig Kohle- und Gaskraftwerke in Deutschland, Großbritannien und den Benelux-Ländern bauen und betreiben.

Kurz darauf gab es Meldungen, dass offenbar auch Deutschlands drittgrößter Stromversorger EnBW eine Partnerschaft mit russischen Lieferanten prüft. Nach Angaben aus Konzernkreisen verhandelt die Firma mit dem Gasförderer Novatek über eine millionenschwere Kooperation. Baden-Württemberg hatte erst Ende vergangenen Jahres 45 Prozent an EnBW von dem französischen Eigentümer EDF gekauft, um ausländische Investoren aus dem baden-württembergischen Konzern herauszuhalten. Sollte sich Novatek bei EnBW engagieren, würde der politische Grund für diese Investition entfallen. Dem Vernehmen nach gibt es in der neuen grün-roten Landesregierung noch keinen Konsens darüber, ob ein russischer Konzern als enger Partner von EnBW geduldet werden soll.

EnBW-Vorstandschef Hans-Peter Villis will den Angaben zufolge nach dem beschleunigten Atomausstieg das Gasgeschäft seines Konzerns ausbauen. Neue Gaskraftwerke sollen Atommeiler ersetzen und einspringen, wenn Wind- oder Solaranlagen wegen Flauten keinen Strom liefern. Dabei solle Novatek helfen, hieß es weiter. Das Unternehmen mit Sitz in Sibirien ist Russlands größter unabhängiger Gasförderer.

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