Energiedialog des Bayerischen Wirtschaftsministeriums beendet
Ein dreimonatiger Energiedialog auf Initiative des Bayerischen Wirtschaftsministeriums zwischen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Verbänden, Bürgerinitiativen, Behörden und Fachleuten aus der Wissenschaft ist beendet. »Der Erkenntnisgewinn ist enorm«, bilanzierte die bay. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. »Wir haben heute ein klareres Bild von Bayerns Energiezukunft als zuvor.«
Die Frage, in welchem Maße Netzausbau notwendig sei, hänge davon ab, ob die Marktbedingungen für den wirtschaftlichen Betrieb und den Bau von Gaskraftwerken in Bayern angepasst werden. Das sei eine Aufgabe für die Verhandlungen auf Bundesebene. »Zwei neue Trassen«, so die Ministerin, »werden für Bayerns Versorgung nicht gebraucht.« Grundsätzlich unterstrich Aigner, dass Leitungen nur dann gebaut werden, wenn sie für die Versorgung notwendig seien und nicht etwa für den Export von Überschussstrom.
Dahin gehend verweist der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) jedoch darauf, dass der Abschluss des Energiedialoges mehrere im Kern widersprüchliche Fragen aufgeworfen hat:
- »Wie kann es gelingen, den Neubau von Gaskraftwerken in Bayern zu verwirklichen, wenn schon heute bestehende Gaskraftwerke unrentabel sind?
- Wie soll das ohne Strompreissteigerungen für Industrie und Haushalte - wie von der Bayerischen Staatsregierung für erforderlich gehalten - möglich sein?
- Wie kann sich Bayern dem Abtransport von Windkraftstrom aus Nord- und Mitteldeutschland künftig verweigern und gleichzeitig den eigenen überschüssigen Fotovoltaikstrom weiter exportieren und von allen bezahlen lassen?
- Wie kann der Ausbau der Übertragungsnetze - wie von der Staatsregierung gewünscht - auf das aus bayerischer Sicht unbedingt notwendige Maß reduziert werden, wenn Bayern gleichzeitig vom europäischen Strombinnenmarkt profitieren will und eine eigene teurere Preiszone verhindern möchte?«
»Für die Auflösung dieser Widersprüche liege der Ball im Spielfeld der Politik«, so Wolfgang Brandl, Vorsitzender des VBEW. Brandl weiter: »Wir brauchen langfristige Investitionssicherheit. Und egal für welche Variante man sich entscheidet, eine Energiewende, die man im Landschaftsbild nicht sieht, kann und wird es nicht geben«.
Der Strombedarf in Bayern werde pro Jahr bis 2023 wie in den letzten Jahren rund 90 TWh betragen. Der maximale Bedarf an Leistung, der rund um die Uhr zur Verfügung stehen muss, liege bei 12,5 GW, so der VBEW. Das entspreche in etwa einem Park von 10 bis 15 Großkraftwerken oder mehreren hunderttausend kleinen Blockheizkraftwerken. Nach dem Abschalten aller bayerischen Kernkraftwerke bis zum Jahr 2022 gilt es, eine Deckungslücke von rund 40 TWh und eine Kapazitätslücke von mindestens 5 GW zu schließen, wie dies im Rahmen des Energiedialogs beziffert wurde.
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