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Titel: Nebenangebote: Mindestanforderungen müssen ausdrücklich vorgegeben werden
Datum: 15.03.2022
Aktenzeichen: 11 Verg 10/21
Gesetz: GWB
Artikeltyp: Rechtsprechung
Kategorien: Vergaberecht
Dokumentennummer: 22006477

Nebenangebote: Mindestanforderungen müssen ausdrücklich vorgegeben werden

– OLG Frankfurt, Beschluss vom 15.03.2022 – 11 Verg 10/21 –

Leitsätze des Gerichts:

  1. Auch von einem fachkundigen und erfahrenen Bieter darf nicht ohne Weiteres erwartet werden, dass er im Sinne von §160 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1 GWB weiß, dass eine bestimmte Vorgabe im Leistungsverzeichnis, die für das Hauptangebot gilt, als konkludent aufgestellte Mindestanforderung für Nebenangebote auszulegen ist.
  2. Eine bestimmte Vorgabe im Leistungsverzeichnis, die für das Hauptangebot gilt, ist nicht ohne Weiteres als Mindest­anforderung für Nebenangebote auszulegen. Gegen eine Aus­legung der Vorgabe als Mindestanforderung für Nebenan­gebote kann sprechen, dass eine Mehrzahl von Bietern, die sich am Vergabeverfahren beteiligten, Nebenangebote ab­gaben, die diesen Vorgaben nicht entsprachen.
  3. Lässt der öffentliche Auftraggeber Nebenangebote zu, hat er Mindestanforderungen festzulegen, denen die Nebenan­gebote genügen müssen. Diese Bestimmung schützt die Bie­ter, die Nebenangebote abgeben möchten, davor, dass ihre Nebenangebote mit der Begründung zurückgewiesen wer­den, sie seien gegenüber dem Hauptangebot minderwertig und wichen davon unannehmbar ab. Für eine unbenannte, nicht näher determinierte und damit intransparente Gleichwertigkeitsprüfung zwischen Haupt- und Nebenangeboten lässt § 8 EU Abs. 2 Nr. 3 lit. b) VOB/A zum Schutz der Bieter keinen Raum.

Bitte den Beschluss über unten stehenden Link öffnen.

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